Am 03. November findet eine Online-Veranstaltung von und mit Prof. Dr. Michael Böcher von der Uni Magdeburg statt.
Thema: Wissenschaftliche Politikberatung in der Corona-Krise: Entmachtung der Politik durch Expertise oder politisch getriebene Entscheidungen ohne wissenschaftliches Fundament?
Beginn: 17:00 Uhr
Ende: 18:30 Uhr
Der Beitrag von Michael Böcher beleuchtet die Rolle und Funktionen der wissenschaftlichen Politikberatung, die insbesondere in der Corona-Pandemie allgegenwärtig ist und politische Entscheidungen beeinflusst. Zum Verständnis der wissenschaftlichen Politikberatung werden zunächst theoretische Modelle eingeführt, um das Verhältnis zwischen Wissen bzw. Unwissen und der Politik in der Pandemie zu analysieren. Dabei lässt sich zeigen, wie auf der Basis von Unwissenheit (über das pandemische Geschehen) die Politik häufig kurzfristig trotz mangelnder bzw. noch vorläufiger und disziplinär verengter wissenschaftlicher Expertise Entscheidungen trifft, die eine schnelle Umsetzung versprechen, während es langfristig angelegte Erwägungen schwerer haben. Es zeigt sich, dass die politischen Kalküle im Politikberatungsprozess eindeutig überwogen, also keinesfalls Wissenschaft die Politik ersetzte. Die politischen Kalküle sind aber wiederum sehr stark beeinflusst von der öffentlichen, insbesondere medialen Kommunikation. Die von ihr erzeugten Bilder sind wirkungsmächtig. Für die erfolgreiche Politikberatung ist es entscheidend, die mediale Vermittlung stärker als bislang zu beachten und insbesondere klar die Rollen von Politik und Wissenschaft voneinander zu trennen.
Univ.-Prof. Dr. Michael Böcher hat seit 2016 den Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Nachhaltige Entwicklung“ der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg inne. Er hat zu Umweltpolitik und wissenschaftlicher Politikberatung umfangreich veröffentlicht und Institutionen im In- und Ausland beraten. Seit 2020 ist Michael Böcher Mitglied im Bioökonomierat der Bundesregierung.